Internationale Zusammenarbeit in der Stadtentwicklung

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Für das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) ist die internationale Zusammenarbeit ein wichtiger Baustein mit dem politischen Ziel, deutsche Städte bei ihrer Aufgabe für nachhaltige Stadtentwicklung zu unterstützen und schneller auf globale Veränderungen reagieren zu können.

Wir befinden uns im Jahrhundert der Städte. Über die Hälfte der Menschheit lebt bereits heute in Städten. Bis 2050 wird die Zahl auf 70 Prozent ansteigen. Es wird zunehmend deutlich, dass die Herausforderungen und Chancen einer nachhaltigen Stadtentwicklung nicht an nationale Grenzen gebunden sind. Klimawandel, bezahlbarer Wohnraum, sozialer Zusammenhalt, Migration oder resiliente Infrastrukturen sind Themen, die Regierungen und Städte weltweit beschäftigen. In einer zunehmend vernetzten Welt wächst die Bedeutung internationaler Kooperationen, um Wissen, Erfahrungen und Innovationen zu teilen und gemeinsam tragfähige Lösungen zu erarbeiten. Verschiedene Regionen weltweit haben spezifische Lösungsansätze entwickelt, von denen Trends und Lernerfahrungen abgeleitet werden können. 

Deutschland als gestaltender Akteur

Deutschland kann auf verschiedenen Ebenen vom internationalen Dialog und Erfahrungsaustausch profitieren und kann die globale Urbanisierung mitgestalten und von internationalen Erfahrungen lernen. Im Rahmen von Partnerschaften, Lernnetzwerken und multilateralen Gremien kann das BMWSB Trends, Herausforderungen und innovative Ansätze aus anderen Ländern erfassen, bewerten sowie und präventiv bearbeiten. Umgekehrt bringt Deutschland als ein „Land der starken Städte“ seine Erfahrungen des deutschen Mehrebenenansatzes und die Grundsätze von Partizipation, Subsidiarität, Gemeinwohlorientierung und Nachhaltigkeit bei der Schaffung lebenswerter Städte in den internationalen Austausch ein. Dieser internationale Lernprozess stärkt nicht nur die Qualität der nationalen Strategien und Umsetzungsprogramme, sondern leistet auch einen Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung weltweit. Dabei stützt sich das BMWSB auf die bewährten Prinzipien der nationalen Stadtentwicklungspolitik (NSP) und der Neuen Leipzig-Charta sowie auf internationale Agenden wie die New Urban Agenda.

Fokusländer und strategische Partnerschaften

Ein Fokus der internationalen Zusammenarbeit liegt auf vertieften bilateralen Kooperationen mit geopolitisch strategisch bedeutsamen Partnerländern im Rahmen von informellen Vereinbarungen zur Kooperation. Bei dieser Zusammenarbeit ergänzen sich der Austausch der jeweiligen nationalen Regierungen und der Dialog sowie Wissenstransfer auf kommunaler Ebene. Mit den Vereinigten Staaten von Amerika besteht ein fachlicher Austausch zu Themen wie bezahlbares Wohnen, integrierte Stadtentwicklung und städtische Mobilität. Mit Südafrika kooperiert Deutschland zu Themen der sozialen Gerechtigkeit, zu inklusiven öffentlichen Räumen und zu städtischer Sicherheit. Die Zusammenarbeit mit der Ukraine besteht seit 2016 und wurde vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs weiter intensiviert. Hier steht insbesondere der transformative

Wiederaufbau zerstörter Städte im Vordergrund. Gleichzeitig wird das gemeinsame Ziel verfolgt, den Wiederaufbau zukunftsgerichtet und integriert umzusetzen - das bedeutet, Ansätze von Nachhaltigkeit, sozialer Inklusion und Widerstandsfähigkeit mit zu verankern. In den bilateralen Kooperationen ermöglicht der Einsatz von Formaten wie kommunale Lernnetzwerke und Fachdialoge eine enge Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Fachministerien, Städten und kommunalen Spitzenverbänden.

Verpflichtung durch multilaterale Agenden

Deutschland engagiert sich im Zusammenhang verschiedener internationaler Abkommen und Organisationen für nachhaltige Stadtentwicklung und menschenwürdiges Wohnen. Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen formuliert mit dem Nachhaltigkeitsziel 11 („Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig machen“) ein klares globales Ziel, zu dem auch Deutschland nationale Beiträge leistet und berichtet. Das BMWSB fördert in diesem Zusammenhang beispielweise die Arbeit des Wohn- und Siedlungsprogramms der Vereinten Nationen, UN Habitat.

Im Jahr 2022 hat Deutschland zudem im Rahmen der deutschen G7-Präsidentschaft einen neuen Arbeitsstrang auf Ministerialebene zu Stadtentwicklung und Wohnen innerhalb der G7 unter Einbindung der OECD, EU und UN-Habitat etabliert. Zwischenzeitlich ist dieser Themenstrang ein fester Bestandteil der G7 geworden: Die Kooperation innerhalb der G7 bietet eine wichtige Plattform, um sich gemeinsam mit europäischen und internationalen Partnern über drängende Themen der Stadtentwicklung, darunter Klimawandel, Digitalisierung, Inklusion, bezahlbarer Wohnraum und Wohnungslosigkeit, auszutauschen und eine werteorientierte Stadtentwicklung international weiter voranzubringen. Darüber hinaus macht Deutschland sich für die Einbindung der kommunalen Ebene im G7-Prozess stark, in dem es sich für die Zusammenarbeit mit Städten im Rahmen der sogenannten „G7 Engagement Group“– den Urban 7 - einsetzt.

Diese multilateralen Verpflichtungen stärken nicht nur das internationale Engagement Deutschlands. Die Aktivitäten und Ergebnisse aus der Zusammenarbeit der europäischen und internationalen Stadtentwicklung und der Wissenstransfer aus den bilateralen Kooperationen mit anderen Staaten setzen zugleich neue Impulse für die kontinuierliche Weiterentwicklung der nationalen Stadtentwicklungspolitik bspw. im Rahmen des jährlich stattfindenden Bundeskongresses des BMWSB.