Initiative Kleinstädte in Deutschland

Typ: Artikel , Schwerpunktthema: Stadtentwicklung

Kleinstädte bieten Menschen attraktive Orte zum Wohnen, Leben, Arbeiten und Erholen.

Erklärtes Ziel der Bundesregierung ist es, gleichwertige Lebensverhältnisse in ländlichen und städtischen Regionen zu schaffen und die Städte zukunftsfest zu machen. Den über 2.100 Kleinstädten in Deutschland, in denen mehr als 24 Millionen Menschen und damit rund ein Drittel der Bevölkerung leben, kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu. Sie übernehmen für ihren Raum wichtige Funktionen und tragen wesentlich zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei. Gleichzeitig stehen sie im Zuge aktueller gesellschaftlicher Veränderungen vor besonderen Herausforderungen: Kleinstädte in der Nähe von Großstädten gewinnen im Durchschnitt weiter an Bevölkerung und müssen auf den steigenden Bedarf nach Wohnraum sowie technischer und sozialer Infrastruktur reagieren. In ländlichen Regionen stehen sie vor der Aufgabe, Infrastrukturen und Versorgung aufrechtzuerhalten, umzubauen und den demografischen Wandel positiv zu gestalten.

Mit der Initiative "Kleinstädte in Deutschland" will das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen kleinere Städte als Wohn- und Wirtschaftsstandorte stärken und positive Entwicklungen auf kommunaler Ebene anstoßen. Denn die polyzentrale Struktur ist wichtiger Garant für gleichwertige Lebensverhältnisse und gesellschaftlichen Zusammenhalt in allen Teilen des Landes. Genau dort setzt die Initiative an: Sie bündelt, koordiniert und erweitert bestehende Programme und Aktivitäten des BMWSB, um Kleinstädte sowohl in ländlichen Räumen als auch in Ballungszentren in ihrer Funktion zu stärken.

Programme: Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg fördern

Mit dem Programm "Kleinere Städte und Gemeinden – überörtliche Zusammenarbeit und Netzwerke" wurden in den Jahren 2010 - 2020 gezielt Klein- und Mittelstädte in ländlichen Räumen gefördert. Das Programm hat wichtige Zukunftsinvestitionen in den Kommunen unterstützt und die interkommunale Zusammenarbeit gestärkt. In der seit 2020 neu ausgerichteten Städtebauförderung können sich kleinere Städte und Gemeinden in allen drei thematischen Programmen um Fördermittel bewerben. Die interkommunale Kooperation wird nunmehr mit einem Förderbonus gewürdigt.

Wettbewerb: Engagement auszeichnen

Seit 2011 lobt das Bundesbauministerium regelmäßig den Wettbewerb "Menschen und Erfolge" aus. 2022 ist eine neue Runde geplant. Ein wichtiges Anliegen des Wettbewerbs ist es, das vielfältige zivilgesellschaftliche und besondere Engagement in ländlichen Kommunen auszuzeichnen und zu würdigen. Darüber hinaus soll der Wettbewerb inspirieren und aktivieren: innovative Lösungsansätze sollen einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden und Mut zur Eigeninitiative machen. Unter dem Motto "Lebenswerte Stadt- und Ortskerne in ländlichen Räumen" wurde der Wettbewerb 2019 gemeinsam mit acht Partnern ausgelobt. Mehr Informationen unter www.menschenunderfolge.de.

Kleinstadtakademie: Wissenstransfer, Vernetzung und Qualifizierung der Kommunen unterstützen

Verwaltungen und Kommunalpolitik in kleinen Städten und Gemeinden werden sich in Zukunft noch stärker auf veränderte gesellschaftliche, klimatische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen einstellen und ihre Stadtstrukturen daran anpassen müssen. Damit sie ihre Potenziale und Ressourcen zielgerichtet nutzen und die Herausforderungen bewältigen können, erprobt das BMWSB derzeit die Einrichtung einer Kleinstadtakademie in einer Pilotphase (Laufzeit 2019 bis Ende 2022). Eine Verstetigung einer Kleinstadtakademie als eine Institution des Bundes für die Zusammenarbeit von Kleinstädten, mit Kleinstädten, für Kleinstädte zu Themen der Stadtentwicklung ist ab 2023 geplant. In der Pilotphase werden verschiedene Modellvorhaben von überregionalen Verbünden aus mindestens vier Kleinstädten durchgeführt, um Inhalte und Formate einer zukünftigen Akademie zu bestimmen. Die Pilotphase wird von einem Beirat begleitet und von einer Projektassistenz unterstützt. Alle Informationen zur Pilotphase finden Sie unter www.kleinstadtakademie.de.

"Von Kleinstädten, mit Kleinstädten, für Kleinstädte“ – Zur Pilotphase der Kleinstadtakademie Dauer: 05:13

Forschung und Modellvorhaben: Gute Lösungen erproben

Ein wichtiger Wegbereiter für die Initiative Kleinstädte in Deutschland und Ursprung der Idee zur Einrichtung einer Kleinstadtakademie war das Forschungsfeld "Potenziale von Kleinstädten in peripheren Lagen" im Experimentellen Wohnungs- und Städtebau (Laufzeit 2016 bis 2019). Bis 2018 wurden acht Kommunen begleitet, durch modellhaft angelegte Zukunftsprozesse ihre Potenziale zu ermitteln und in Wert zu setzen. Wohnen und Lebensqualität, Mobilität, Wirtschaft und Bildung, Engagement und gesellschaftlicher Zusammenhalt rückten ebenso in den Blick wie eine neue kooperative Planungskultur. Auch in Zukunft sollen Forschungsvorhaben zu Kleinstädten in Deutschland ein zentraler Baustein der Initiative bleiben. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung hat hierzu einen eigenen Forschungsschwerpunkt eingerichtet.

Kommunikation: Bewusstsein in Politik und Öffentlichkeit schärfen

Um die Wahrnehmung in Politik und Öffentlichkeit für die Herausforderungen sowie die gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung der mehr als 2.100 Kleinstädte zu schärfen, hat das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung den Bericht zur Lage der Kleinstädte in Deutschland erstellt.

Die Umsetzung der Initiative erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den Ländern und kommunalen Spitzenverbänden.